18 August 2006

Die Ohnmacht des Kunden – oder die Frechheit der freenet AG

Die freenet AG führte früher ein Nischendasein. Bei einer breiten Community waren die günstigen Produkte und kostenlosen Dienstleistungen sehr beliebt. Aber vermutlich verdient man damit nicht sonderlich viel Geld. Oder wie ist der miese Trick zu erklären mit dem der Konzern seine Kunden im ganz großen Stil abzockte? Ja: Abzocken ist das richtige Wort für diese Vorgehensweise. Kunden die sich vertraglich an freenet gebunden hatten wurden mit angeblichen Falscheingaben bei der Telefonnummern Registrierung gelinkt.

Die Masche: Den Kunden wurde erzählt sie hätten bei der Registrierung für einen Mindestabnahmevertrag namens Powertarif eine falsche Telefonnummer registriert. Somit wurde die Surfzeit einmal pauschal abgerechnet über den besagten Tarif und zusätzlich über einen sehr teuren Standardtarif. Wenn man jetzt – so wie ich – nicht monatlich seine Ausgaben und vor allem Surfzeiten im Blick hat, bemerkt man den „Fehler“ vielleicht erst nach drei Monaten. Von der Hotline und dem Kundenzentrum wurden alle nur abgewimmelt. Die Kunden blieben so auf Ihren Kosten sitzen. Doch der Schaden spielt sich in Dimensionen ab in denen Klagen einfach nicht lohnen.

Und genau das ist das vermeintlich Geniale: Für den einzelnen Kunden sind die Beträge zwar überschaubar, doch hat die freenet AG damit sicher Unsummen „eingesammelt“ ohne Leistungen zu erbringen. Für den einzelnen Kunden sieht die ganze Geschichte aus wie ein individueller Fehler. Kein Grund zur Panik. Und genau diesen Eindruck wollte freenet bewahren. Als sich die Geschädigten sich formierten und Portale eröffnet wurden in denen sich Opfer austauschen konnten wurden diese Seiten gesperrt und zwar für Surfer die sich über freenet eingewählt hatten. Und das setzt dem ganzen die Krone auf: Die Internetzensur war da – mitten in Westeuropa. Außerdem kommt es für mich einem Schuldeingeständnis gleich. Ich denke ein seriöses Unternehmen findet andere Wege mit Kritik umzugehen.

Aber die ganze Sache ist seit einigen Jahren Vergangenheit. Vermutlich hat sich der Konzern mit besagten Mitteln die Kriegskasse für die aktuellen aggressiven Marketing Maßnahmen gefüllt. Damit wurden die Marktanteile drastisch erhöht. Dazu kommt das populäre reißerische Newsportal – völlig anspruchslos - im Stile einer Online – Bildzeitung.

Heute hat man sich wieder ein sauberes Image aufgebaut. Bei attraktiven Preisen vergessen Internetnutzer schnell. Ungeschädigte noch viel schneller als Geschädigte. Aber ich kann einem Unternehmen, dass solche Maßnahmen ergreifen muss – und es auch tut! – kein Vertrauen schenken. Und ich weiß aus meinem Freundeskreis, dass ich nicht allein stehe. Wer sich verbrannt hat, hat Angst vor dem Feuer: Nie wieder freenet.